WAZ / Essen 25.01.2010  von Gordon K. Strahl - Große Vorbilder gut kopiert

Ursel Hormann zeigt Porträts und Landschaftsbilder im Seniorenzentrum Martineum Steele.                             

Große Vorbilder gut kopiert. Ursel Hormann zeigt Porträts- und Landschaftsbilder im Seniorenzentrum Martineum Steele.

Konrad Kujau hat eine legitime Nachfolgerin - und sie wohnt in Steele-Horst: Wie der vor zehn Jahren verstorbene Meisterfälscher schafft es die Künstlerin Ursel Hormann, Werke großer Maler zu imitieren. Einige dieser Imitationen sind - neben eigenen    Werken - nun im Rahmen der Ausstellungsreihe "Kunst im Gang" in den Fluren des Martineums zu sehen.

 


Kopien von Monet-, Rubens-, Renoir- oder ter Brugghen-Bildern und anderen großen Meistern hängen an den Wänden des Steeler Seniorenzentrums. „Es hat viel Arbeit gekostet, die Bilder so detailgetreu nachzumalen“, betont sie. Besonders stolz ist sie auf ihre Version von Jan Vermeers „Das Mädchen mit den Perlohrringen“, das sie vor 27 Jahren anfertigte. „An diesem Beispiel habe ich damals gelernt, mit Öl zu malen“, erinnert Ursel Hormann. Ihr damaliger Lehrer war Hermann Baldenbach. Doch nicht nur bei diesem renommierten Maler lernte sie ihr Handwerk, auch bei Fritz Rudert und Ewa Kwasniewska ging sie zur Schule.

Einige der Bilder sind bereits über 30 Jahre alt. Und es gäbe noch ältere, die sie zeigen könnte, denn schließlich begann sie schon an ihrem vierten Geburtstag mit der Malerei. Damals malte sie ein Titelbild einer Programmzeitschrift ab, auf dem Schauspieler Oliver Grimm abgebildet war. Porträts gehören seitdem zu ihren favorisierten Themen.

So nehmen sie besonders unter den 20 Kreidezeichnungen einen großen Raum ein. Zu den Lieblingsmotiven von Ursel Hormann gehören ihre Enkel, doch auch viele Prominente verewigte sie auf Leinwand, darunter Hildegard Knef, Rudi Carell, Rudi Assauer oder Mick Jagger.

Manche dieser Porträtierten zeigten sich äußerst geschmeichelt - so Johannes Heesters, dem sie zum 102. Geburtstag ein Porträt schickte. „Er war so begeistert, dass er mich angerufen hat, um sich zu bedanken“, sagt sie und deutet stolz auf das Foto, auf dem Heesters vor ihrem Gemälde posiert. Auch vom ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau kam ein persönliches Dankesschreiben, nachdem sie dessen Frau und Tochter porträtierte.


Doch nicht nur Porträts und Kopien alter Meister stellt sie aus, auch Landschaftsaufnahmen, Blumenbilder und Stillleben präsentiert sie mit den 50 Ölbildern. „Schließlich heißt die Ausstellung „Quer Beet“, sagt sie. So gehört ein surreal anmutendes Traumbild, für das eine Fotomontage Pate stand, und ein Gemälde eines Rapsfelds in Bochum-Wattenscheid, aus dem Strommasten herausragen, zu den Motiven.

Als Vorlage dienen ihr dabei zumeist Fotografien. „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich irgendwo hinsetzen und dann anfangen zu malen“, lächelt Hormann. Stilistisch orientiert sie sich dabei durchaus an den Malern, die sie so vortrefflich kopiert. „Moderne Malerei ist nichts für mich.“

Trotz dieser Leidenschaft blieb die Malerei nur Hobby. „Mein Brot habe ich als Bauzeichnerin verdient — also eigentlich das komplette Gegenteil“ lächelt sie.

Mit der Ausstellung hofft sie, einige Käufer für ihre Werke zu finden. „In meiner Wohnung ist kaum noch Platz für die Bilder.“ Bisher sei es jedoch schwierig, die Bilder zu Geld zu machen, nur Porträts könne sie als Auftragsarbeiten gut verkaufen. Aber schließlich mussten auch viele der alten Meister feststellen, dass Malerei zumeist eine brotlose Kunst darstellt